Wir waren für eine Woche in den Erdbebengebieten der Türkei/Nordkurdistan.

Wir waren für eine Woche in den Erdbebengebieten der Türkei/Nordkurdistan. Zusammen mit unserer Schwesterorganisation SMF haben wir dort die einzelne vom Erdbeben betroffene Städte besucht und uns mit dem Volk ausgetauscht.

Am 15.Februar sind wir SYM zusammen mit unserer Dachorganisation ADHK und der Frauenbewegung in Europa (ADKH) über Adana nach Antakya gereist. Dort haben wir uns mit unserer Schwesterorganisation SMF sowie der „Kommunistischer“ Bürgermeister von Dersim Fatih M.Macoglu getroffen, um uns aktiv der dortigen Hilfeaktionen zu beteiligen. Eine Woche lang sind wir die Städte, welche von Erdbeben betroffen sind: Antakya, Adiyaman, Malatya, Maras und Adana sowie einzelne Bezirke Elbistan, Nurhak, Dogansehir etc. bereist. Vor Ort haben wir uns mit vielen revolutionäre Organisationen, Sozialist:innen, Bürgermeistern, demokratische Vereine und alevitische Gemeinden, welche in Krisengebieten Hilfe leisten, sowie mit dem Volk ausgetauscht.

Während der Gespräche wurde auf die verspätete Hilfe des Staates und der Mangel an Ausrüstung betont. Dadurch sind viele Menschen, die eigentlich aus den Trümmern gerettet werden könnten, gestorben. Die Zahl der Todesopfer wird mehr als 100.000 Menschen geschätzt – die Medien berichten von etwa über 50 Tausend toten. Weshalb die Abweichung so groß ist, liegt in der Tatsache, dass der Statt seine Verantwortung über die Todesfälle nicht nachkommen möchte. Stattdessen stoppte sie die Such- und Rettungsbemühungen sehr früh, obwohl sie sehr zu spät kam, und hat sich nun dem Abriss der Gebäude mit Baumaschinen zugewandt. Darauf reagierten die Rettungsteams die aus dem Ausland in die Türkei/Nordkurdistan gekommen waren, empört. Sie verließen das Land und haben sich zurückgezogen: „Wir wollen kein Teil dieses Massakers an der Menschheit sein“. Denn die Bergungsarbeiten aus dem Wrack wurden eingestellt und mögliche Überlebende dem Tod überlassen. Das Schicksal der Leichen, die unter den Trümmern zurückgelassen und mit einer Schaufel geborgen wurden, ist nicht klar. In Nähe der abgestürzten Häuser stehen immer noch Familienmitglieder, Verwandte und Bekannte und warten hoffnungsvoll auf ihre Angehörige, die unter den Trümmern rausgeholt werden könnten – wenn sie nicht mit Baustellenausrüstung zertrümmert werden.

Viele Stadtteile wurden evakuiert. Die meisten Menschen, die das Erdbeben überlebten, wurden in die umliegenden Städte geschickt. Andere verließen es aus eigener Entscheidung. Die wenigen zurück gebliebene Menschen sind wütend. Sie kritisieren die AKP-Erdogan Regime und nähern sich den revolutionären Kräften. Die Arbeit der revolutionären Organisationen hier hat eine deutliche Wirkung auf die Menschen. Sie sind es, die als erster in den Erdbebengebieten eingetroffen sind und Hilfe geleistet haben und es immer noch tun. Sie haben aus den Trümmern Menschen rausgeholt, Spenden gesammelt, Nahrungsmittel eingeholt, Unterkunft aufgestellt und vor allem aber auch seelische Unterstützung geleistet. Nun sind auch sie von der faschistischen Erdogan Regime bedroht. Denn Erdogan verkündete für drei Monate Ausnahmezustand in den Erdbebengebieten. In den leeren Straßen laufen stark bewaffnete Soldaten rum. Sie sollen für Sicherheit sorgen. Doch von welcher Sicherheit ist denn eigentlich hier die Rede?

Die Straßen sind leer, die Gebäuden sind eingestürzt, die Überlebenden sind in einigen Bezirken mit Zelten versorgt, es fehlt an Grundbedürfnisse wie Essen und Trinken, Toiletten und Duschmöglichkeiten gibt es immer noch nicht überall. Es ist kalt, Krankheiten weiten sich mehr aus und die Frage wie und wann es wieder eine „Normalität“ geben wird, ist unklar. Statt sich diesen dringenden Themen zu widmen, bedroht Erdogan in seiner an die Öffentlichkeit gerichteten Reden revolutionäre, Journalist:innen, Erdbebenbetroffene die die fehlende Hilfe kritisieren.

Die derzeitige Situation reflektiert eins klar: Das Land braucht keinen kapitalistischen menschenverachtenden Profitgierige Staatsregierung, sondern viel mehr werden Revolutionäre und Sozialist:innen benötigt. Das Erdbeben hätte zwar nicht verhindert werden können, die Folgen jedoch schon. Experten warnen bereits seit Jahren die Türkei vor einem schweren Erdbeben. Der Staat hat die Warnungen ignoriert und hat nach keinen Maßnahmen ergriffen. Stattdessen hat die AKP-Regierung während der 20-jährigen Herrschaft 9 Amnestien erlassen. Damit legalisierte AKP-Erdogan Regime Häuser, die ohne Genehmigung gebaut wur­den. Diese Häuser erhielten keine Ingenieur- oder Architekturleistungen. Sie wurden vollständig nach den Kenntnissen und Fähigkeiten des Eigentümers des Gebäudes gebaut. Gegen eine Geldsumme wurden dabei auch mangelhaft gebaute Häuser für bewohnbar erklärt. Nach der Umsetzung der Amnestie floss in die Staatskasse ein Betrag von etwa 19 Milliarden 300 Millionen türkischen Lira. Das ist der Preis für die über 100 Tausende im Erdbeben verstorbenen Menschen. Nicht das Erdbeben, sondern der Kapitalismus tötet!

Nieder mit dem Kapitalismus!

Es lebe der Sozialismus!

Hoch die Solidarität!